Lieben heisst: Schnittmengen entdecken
Typisch Kirche, die Jahreslosung 2024: «Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.» Was der Apostel Paulus ums Jahr 50 der christlichen Gemeinde in Korinth schreibt, nimmt man sich gerne zu Herzen – und tut auch nicht weh. Knifflig wird es erst, wenn den Worten Taten folgen sollen.
Matthias Jäggi,
Dazu eine Anregung. Sie fiel mir beim Betrachten des Bildes zu: Etwas links und oberhalb der Mitte bilden zwei Kreise eine Schnittmenge. Davon gibt es im echten Leben immer weniger. Schnittmengen sind Mangelware. Menschen kreisen um sich selbst, bewegen sich in ihren Bubbles, in Blasen. Junge und Alte, WOZ-Leser und Weltwoche-Leser, Gender-Freundinnen und Gender-Gegnerinnen, Einheimische und Zugezogene, Städter und Ländler … (A-)Soziale Medien verstärken diese Entwicklung. Sie verbinden nicht, sondern fördern insgeheim die Empörung (Empörte surfen länger), sie trennen – nicht generell, aber öfters, als man denkt.
Meine Anregung lautet: Lasst uns im Jahr 2024 mehr und bewusster auf die Suche nach Schnittmengen gehen. Was verbindet mich mit den Menschen, die die Welt ganz anders sehen als ich, ja, die mich nerven. Was verbindet mich mit Menschen, deren innerer Kompass ganz anders ausgerichtet ist als meiner … Ich bin überzeugt, dass wir dabei ein ums andere Mal entdecken werden, was der Denker Albert Schweitzer kurz und knapp so beschreibt: «Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.»
Das Verbindende suchen und Schnittmengen entdecken. Diese Konkretisierung von Liebe verbindet uns auch mit Jesus. Wo wir das tun, ist er mitten unter uns. Auch das ist im Bild dargestellt: Nimmt man die Fortsetzung der Kreisbogen dazu, ergibt sich ein stilisierter Fisch – altes Symbol für Jesus, den Meister des Verbindens.
Pfr. Matthias Jäggi